LUDEK PESEK – Realist und Visionär


Angelika Ullmann - 2006


Erste Begegnung mit der Person des Malers

Es waren Abbildungen von seinen grossartigen Planetenlandschaften in einem Bildband über Space Art von RON MiLLER2, mit denen LUDEK PESEK unsere Aufmerksamkeit erregte. Sie machten uns neugierig auf den Maler, so dass wir uns ein Herz fassten und an einem nasskalten Januartag Anfang der 1980er Jahre an seiner Wohnungstür in Stäfa am Zürichsee klingelten, - ziemlich befangen, denn wir hatten uns nicht angemeldet - ein Überfall also.

Welche Vorstellungen hat man von der Person eines Malers bisher ungeschauter, fantastisch realistischer Landschaften auf fernen Planeten? Erwartet man, etwas von der Grossartigkeit und Erhabenheit dieser fernen Welten in seinem Alltag wieder zu finden?

Es öffnete ein hoch gewachsener, schlanker, seriös gekleideter älterer Herr, der uns zurückhaltend, aber höflich begrüsste und uns hinein bat, als wir unser Anliegen vorbrachten. Wir schauten uns irritiert um: kein Geruch von Farben, keine Staffelei oder andere Malutensilien, geschweige denn Farbflecken auf dem hellen Teppichboden, nichts von Bohemien- oder Atelieratmosphäre, sondern bürgerliche Gediegenheit in einer sehr aufgeräumten Wohnung. Zwar hingen an den Wänden viele, meist grossformatige Gemälde, aber die ordneten wir nicht LUDEK PESEK zu, waren es doch überwiegend Landschaftsbilder im traditionellen Stil, keine von fremden Planeten.

«Unseren» LUDEK PESEK fanden wir dann in einem kleinen Raum der Wohnung. Dort standen ordentlich aufgereiht die Bilder, um deren willen wir gekommen waren: die beeindruckenden Planetenlandschaften, - aber auch andere «PESEKS»: realistische Landschaften mit unterschiedlichen Motiven, surrealistische Bilder, solche mit mythisch-religiösen Themen sowie einige wenige abstrakte Gemälde. Sieht man von diesen ab, so war LUDEK PESEK ganz einer realistischen Maltradition verpflichtet. Die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der einzelnen Bildobjekte war ihm ein wichtiges Anliegen, jedoch nicht der Zweck seiner Malerei. Er drückt auf diese Weise seine Achtung vor der Wirklichkeit aus. In und hinter dieser Wirklichkeit wird aber eine tiefere sichtbar, die durch die Auswahl der Themen und Motive, ihre Komposition sowie durch die Perspektive dem Betrachter vermittelt wird. Deshalb eröffnen nicht nur die Planeten- und surrealistischen Landschaften, sondern auch die scheinbar ganz naturalistischen neue (Verstehens-) Horizonte. In diesem Sinne war LUDEK PESEK ein visionärer Maler.

Der «ganze» LUDEK PESEK war und ist eine Entdeckung. Es ist eine reizvolle und lohnende Beschäftigung, der Frage nachzuspüren, welcher Zusammenhang zwischen den verschiedenen Gemälden und den Themen und Motiven, die das Leben ihres Schöpfers bestimmten, besteht. Diese Vorgehensweise bietet sich auch deshalb an, da der Maler nur in ganz wenigen Fällen seine Gemälde datierte, so dass es fast unmöglich ist, eine korrekte zeitliche Zuordnung vorzunehmen. Aus diesem Grunde soll die Beschäftigung mit den Themen und Motiven seiner Bilder im Mittelpunkt stehen.

2 RON MILLER: Space Art. Übersetzt und bearbeitet von Bruno Stanek.


LUDEK PESEK – Realist und Visionär